Deutsch mit Stil

Wo die Gottesmutter tafelt

Ein kulinarischer Ausflug nach Maria Taferl

Schon von weitem sieht man die Basilika Maria Taferl mit ihren typischen barocken Doppeltürmen.

Je näher man kommt, um so mehr schieben sich im Osten davon zwei Gebäude ins Bild. Ganz rechts ein renovierungsbedürftiges gefühlt aus den 70er Jahren, näher der Kirche ein modernes Panoramarestaurant mit einem fast schon kubistischen Aufsatz. Das ist das Reich der Familie Schachner – der ehemalige Kronenwirt.

Den Familienfotos im Restaurant nach zu schließen ist die dritte Generation an den Schalthebeln. Jedenfalls harmonieren im „Neubau“ am Platz höchste gastronomische Qualität und moderne Architektur. Eigenwillig das SPA am Dach – jedenfalls aber ein Garant für den besten Ausblick, den man in der ganzen Wachau auf die Donau und das Tal haben kann – abgesehen vom legendären Postkarten – Motiv auf Dürnstein gesehen von der Ruine aus. Aber das ist ein paar Kilometer weiter stromabwärts.

Es ist Sonntag. Und heute morgens war schon die Heilige Erstkommunion in der Basilika minor. Offensichtlich wurde dieses Sakrament auch jemandem aus der Familie heute zum ersten Mal gespendet. Jedenfalls haben wir niemand von den Schachners im Restaurant gesehen. Kann aber auch sein, dass wir einfach niemanden erkannt haben. Ist ja doch schon 18 Jahre her, dass ich das letzte Mal über dieses Haus geschrieben habe. In dieser Zeit hat sich viel entwickelt. Sehr zum Guten. Über die Zimmer können wir heute nichts sagen, weil wir nur im Restaurant waren. Hier dafür umso mehr Gutes!

Selten habe ich auf ein Telefonat gefolgt von einer schriftlichen Bitte um Reservierung eines netten  Tisches so eine schnelle, professionelle und persönliche Antwort bekommen. Meine Reservierung habe ich um 09:17 verschickt. Sie wurde um 09:26 bestätigt. Mit einer erwähnenswerten Grußformel „Von Herzen gegrüßt & von der Aussicht geküsst…Isabella Karner, Stv. Rezeptionsleitung“. Schneller, herzlicher und stimmiger geht’s nicht mehr, liebe Isabella. Bravo!

Genau so war es dann nämlich auch. Trotz full house waren zwei Tische für uns reserviert. Nota bene nicht irgendwelche, sondern die beiden schönsten. Wir haben den etwas größeren genommen. Einfach, weil es feiner ist. Wir bemühen uns ja immer, gute Fotos ohne Studio-Equipment zu machen. Und das braucht manchmal einfach ein bisserl mehr Platz für so manche ungewöhnliche Perspektive auf die schön gestalteten Teller.

Wir könnten jetzt schwärmen von herrlichen Aufstrichen zum Gedeck, von perfekt abgeschmeckten intensiven Suppen, von Tagliatelle an Bärlauch und von kross angebratenem Seesaibling mit perfektem Waldstaudenkorn-Risotto und von Beef Tatar im Stanitzel.

Aber das alles haben ja die geschätzten Kollegen von den Feinschmeckermagazinen schon hinreichend mit Hauben und Kochlöffeln gewürdigt – sehr zu recht, wie wir meinen.

Statt dessen erzählen wir lieber eine kleine Geschichte vom Herrn Alois, die alles andere als peinlich, sondern vielmehr menschlich und liebevoll unsere Erlebnisse in warmes Sonnenlicht taucht.  Wir bestellen als erste Vorspeise ein Beef Tatar, dann zwei Suppen und zwei Hauptspeisen. Es wird herrliches frisch gebähtes Brot nebst raffinierten zwei Aufstrichen und spezieller Wurst (Corrizzo?) Gereicht. Wir genießen Aufstrich, Aperitif und Ausblick. Es werden die zwei Suppen serviert… UPS. Da war doch noch was, denke ich mir. Hat sich Herr Alois auch gedacht und er ist sofort bei uns, nach den ersten Löffeln Suppe und meint: „Ja, das ist uns ein Fehler passiert. Wollen Sie das Beef Tatar noch, oder soll ich es stornieren?“ Das war so natürlich, so menschlich, so fair. Ab dem Moment war uns klar: „Der Mann meint es gut mit uns!“ Angesichts der wirklich reichlichen Portionen, die an uns für andere Tische in der Zwischenzeit vorbei getragen worden waren, haben wir uns entschlossen, auf das rohe Rindfleisch zu verzichten. Dann kam die Überraschung: Nach den Suppen und einer kurzen Pause erscheint ein junger fescher drahtiger Bursche mit zwei kleinen Tellern und darauf zwei Gläsern mit Beef Tatar in Stanitzeln. Optisch, geschmacklich und von der Kreativität her drei Hauben! Großartig. Es stellt sich heraus, dass der Maître d’hôtel wohl in Windeseile gemeinsam mit dem Küchenchef überlegt hat, wie sie diesen Mini-Lapsus korrigieren können. Meine Herrn, das ist Ihnen mehr als gut gelungen. Eine perfekt Überraschung und es ist genau das passiert, was ich so oft empfehle: Achten Sie wenn ein Fehler passiert darauf, dass der Gast nachher zufriedener ist, als wäre der Fehler nie passiert. Reklamation sind Chancen. Abgesehen davon, dass wir gar nicht reklamiert haben, sondern Herr Alois den Fehler eingestanden hat, noch bevor wir ihn wirklich bemerkt haben.

Die Rechnung für unsere Konsumation haben wir fair aufgerundet, weil wir nicht nur zufrieden, sondern begeistert waren. Herr Alois hat mitbekommen, dass wir nach dem Lunch die Basilika besuchen wollen. Ungefragt hat er uns einen Geheimweg durch den Schachner’schen Garten mitgegeben. Merci Alois!

Ja, liebe Schachners, man kann in der Spitzengastronomie wohl vieles anders machen als Ihr. Besser geht’s in der Vierhauben Klasse aber sicher nicht. Wir kommen gerne wieder!

Bei einem andächtigen Besuch in der Basilika haben wir der Gottesmutter für all das Schöne gedankt, das wir miteinander erleben dürfen.

Dann gab’s noch einen herrlichen Café und ein Früchte Törtchen beim Braun am Hauptplatz, dem legendären Café Maria Theresia.

Ein sehr sympathisches Cafe mit großartiger Konditorei direkt am Hauptplatz. Ganzjährig außer Montag immer geöffnet und Treffpunkt der einheimischen und der Gäste aus aller Welt.

Riesen Auswahl an ausgezeichneten Kuchen, Torten, Eissorten und Cafés. Faire Preise und aufmerksames Service. Hausgemachte Marmeladen zum Mitnehmen als Erinnerung an Maria Taferl. Vor allem die Wachauer Marillenmarmelade ist sehr zu empfehlen.

Am Rückweg nach Wien sind wir noch am legendären Schloss Artstetten vorbei gefahren. Seinen großartigen Park und das Schloss selbst werden wir bei einem nächsten Besuch ansehen. Hoffentlich ist die Prinzessin zuhause.


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