Man sieht ihn von weitem – den riesigen Hobel mit dem der Bautischler gegenüber vom Thurn vor einigen Jahren ins Guiness Buch der Rekorde kam. Er steht für gediegene solide Tischler-Meisterarbeit.
So haben wir auch das Thurn heute erlebt. Die Betriebsleiterin Eva Lex-Huszár musste auf ihren erkrankten Sohn schauen und war daher nicht da. Auch der Küchenchef hatte heute -an einem Mittwoch Abend keinen Dienst. Offensichtlich haben beide ein Team bereits nach kurzer Zeit so gut eingeschult, dass heute wirklich alles klappt.
Das Beef Tatar ist von guter Rindfleischqualität vermutlich aus der Oberschale wie es sein soll, angenehm abgeschmeckt und die schmalen Mayonnaise-Streifen mit dezentem Trüffelaroma harmonieren gut mit Zwiebel und Kapern. Gediegenes Handwerk des Kochs Marcel Klic aus Tschechien.

Das Rindsgulasch und das Backhendl sind so Klassiker, an denen wir immer gute Gasthausküche justieren. In beiden Fällen solide gute Küche. Das Gulasch aus dem Wadschinken so wie es sein soll. Vermutlich zum zweiten oder dritten Mal aufgewärmt. Gulasch lieben wir beide je mehr, umso öfter es wieder erhitzt wird. Das Backhendl war sauber ausgelöst, gut heuausgebacken und goldgelb, erstaunlich saftig und die Brust offensichtlich gar nicht geklopft. Soll man sie Klopfen oder nicht? Ich sage, „Ja beim Hühnerschnitzel und Nein beim Backhendl“.

Der krönende Abschluss war für uns die Crème brûlée. Die kann man mittlerweile auch schon fertig sehr gut einkaufen. Und bei einer Blindverkostung vor kurzem mit 12 Haubenböchen hat niemand den Unterschied gemerkt. Entscheidend hier ist allerdings das Magomousse und das war wie eine Eiskugel serviert – geschmacklich dezent unaufdringlich fruchtig und von der Konsistenz her genau richtig.

Unsere Nachbarn haben ein Avocado Tatar und ein hausgemachtes Risotto genossen. Letzteres hat mit dem italienischen Rezept wenig zu tun, war vorgekocht und dann nach der Bestellung nur noch final mit Bouillon aufgewärmt und mit Sahn verfeinert. Darüber kann man streiten. Wichtig ist, dass es geschmeckt hat und das war der Fall. Ich habe es auch probiert und stimme zu.


Hervorragend und so richtig intensiv nach Pflaumen schmeckend auch die Powideltascherln im Erdäpelteig mit Butterbröseln, Staubzucker und einer Brise Zimt. Erinnerungen an meine Oma werden wach. Das habe ich geliebt. Kompliment an die Küche. Gut gemachte Hausmannskost.

Das Ambiente wurde in angenehmen Farben hell und freundlich neu gestaltet. Der Gastgarten im Innenhof wird uns im Mai, wenn es wärmer wird, öfter als zufriedene Gäste erleben.
Stephanie ist neu im Thurn. Das haben wir nicht gemerkt, wenn sie es uns nicht gesagt hätte. Engagiert und aufmerksam im Service, sehr zuvor kommend zum Beispiel mit der Frage, ob die Küche das Desert gleich für uns auf kleinere Tellernden aufteilen soll oder ob wir das selber machen.
Der Heurige Thurn wurde in wenigen Monaten zum Restaurant Thurn. Der Wandel ist gut gelungen. Wir kommen gerne wieder.